Liebe Küsterinnen und Küster!

 

nachts zum Sternenhimmel aufschauen - ich habe das schon immer gern getan. In einer Stadt wie Schwerin sind allerdings nicht viele Sterne zu sehen. Durch die Menge an künstlichem Licht ist es hier nachts zu hell. Aber fahre ich in der Nacht über Land und ist der Himmel klar und ohne Mond, finde ich es schön, irgendwo außerhalb von Ortschaften anzuhalten und einen Blick in den Himmel zu werfen. Als ich noch im Dienst war und manchmal mitten in der Nacht von Sitzungen oder Veranstaltungen heimkehrte, war das oft wie eine Belohnung und wie ein tiefes Atemholen nach dem Trubel des Tages. Was für ein Zauber da über mir! Sterne blinken. Andere scheinen still zu leuchten. Vielleicht zieht hoch oben gerade ein Raumschiff seine Bahn. Vielleicht ist sogar das Band der Milchstraße zu erkennen. Aus Kindertagen habe ich die Milchstraße noch viel deutlicher in Erinnerung. Da war die Nacht dunkler als heute. Da hatte die Lichtverschmutzung noch nicht so um sich gegriffen - Lichtverschmutzung: Die Nacht ist an vielen Stellen unserer Erde inzwischen schädlich hell geworden, schädlich für Mensch und Natur.

 

Was ich da über mir sehe - diese unzähligen Sterne - : Wie gewaltig ist das! Was für Entfernungen zu diesen Sternen, Lichtjahre entfernt, z.T. hunderte, tausende Lichtjahre weit weg! Und hinter dem, was mein Auge sieht, ist noch so viel mehr! Galaxien wie unsere Milchstraße in Millionen und Milliarden von Lichtjahren Entfernung! Man nimmt heute an, daß es im Weltall 100 bis 400 Milliarden Milchstraßen gibt und in jeder von ihnen befinden sich Milliarden von Sternen. Mit Radioteleskopen können Forscher einen Teil dieser fernen Welten in den Blick nehmen.

 

Hat in dieser unvorstellbar großen Welt unsere Erde mit unserem Sonnensystem in einem Seitenarm der Milchstraße irgendeine Bedeutung? Würde es da draußen jemand bemerken, wenn unser Sonnensystem aus den Fugen geriete und die Erde mit dem Leben auf ihr verschwände? Würde jemand uns Menschen vermissen? In Psalm 8 heißt es: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?“

 

Oder ist es ganz anders? Hat diese gewaltige Welt, in der selbst unsere Sonne nur wie ein Staubkorn wirkt, ein innere Richtung? Geht es in ihr darum, daß nach Milliarden von Jahren unsere Sonne geboren wurde, daß sie sich neben anderen Planeten die Erde einfing, daß die Erde in eine Umlaufbahn geriet, die nach einer langen Entwicklung auf ihr zu einer Atmosphäre mit gemäßigten Temperaturen führte, so daß sich Leben entwickeln konnte, an dessen Ende der Mensch hervorkam? Ist unser Sonnensystem mit dem Menschen auf der Erde das Ergebnis, auf das sich unsere Welt hin entwickelt hat? Unvorstellbar? Oder sollte es doch so sein? Hat diese Welt darin ihren Sinn? Wozu sonst das alles? Hat da jemand seine Gedanken mit dieser Welt? Ging es ihm und geht es ihm letztlich um uns?

 

Unser Glaube traut Gott zu, daß er hinter allem steht. Aber Gott und diese unfaßbar große Welt - wie geht das zusammen? - Wahrscheinlich viel besser, als unsere begrenzte menschliche Einsicht sich das vorzustellen vermag. Bei allem schnell wachsenden Wissen der Menschheit - vieles wissen wir nicht. Von vielem hat der Mensch keine Ahnung. Forscher sagen: Der Mensch weiß das allermeiste noch nicht, trotz Computer und all der hochentwickelten Technik.

 

„Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?“ Denkt Gott an uns, an uns vor allem in dieser riesigen Welt? In Psalm 8 heißt es weiter: „Du hast ihn [den Menschen] wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Was, wenn es so wäre? Wie kostbar sind wir dann für diese Welt! Wie sehr kommt es auf uns an! Wie sehr liegt es an uns, daß wir mit unserem Leben, mit unserer Erde und allem Leben auf ihr achtsam umgehen! Auch wenn wir nicht der Mittelpunkt der Welt sind; aber wenn wir der Gedanke sind, um den es bei dieser Welt geht, dann bedeuten wir sehr viel, jede und jeder von uns. Dann ist uns die Lebenskraft dieser Welt, die wir Gott nennen, von Herzen zugewandt. Sie schaut auf uns. Sie achtet darauf, wie wir mit der Schöpfung umgehen. Sie stärkt uns ständig. Sie hofft, daß wir dazu beitragen, diese Welt an ein gutes Ziel zu führen.

 

Ihr

Andreas Flade